Sie lernen hier mehr zur Differenzkalkulation und erfahren wie Sie anhand der Differenz einen Gewinn oder Verlust berechnen. Das Schema lernen Sie Schritt für Schritt anhand einem Beispiel oder Muster aus dem Handel. Am Ende des Beitrags finden Sie eine Excel Vorlage zum Download.
Inhaltsverzeichnis
Differenzkalkulation
Sie lernen hier die Differenzkalkulation aus dem Handel kennen, welche dazu dient den Gewinn oder Verlust von Waren oder Produkten zu berechnen. Bei dieser Kalkulation wird vom Listeneinkaufspreis bis zu den Selbstkosten vorwärts gerechnet somit findet ein Kalkulationsverfahren vorwärts statt.
Gleichzeitig wird vom Nettoverkaufspreis bis zum Barverkaufspreis rückwärts gerechnet, also eine Kalkulation rückwärts. Somit entsteht zwischen den beiden Berechnungen eine Differenz, welche einen Gewinn oder Verlust darstellen kann. Insbesondere sind bei dieser Art von Kalkulation zwei Werte wichtig.
Zum einen der Listeneinkaufspreis und zum anderen der Nettoverkaufspreis. Sinn und Zweck dieses Verfahrens ist es, den Gewinn der Ware zu berechnen oder ob die Ware überhaupt rentabel ist, also Gewinn bringt oder Verlust.
Differenzkalkulation vorwärts bis zu den Selbstkosten
Zunächst kalkulieren wir bis zu den Selbstkosten mit der Vorwärtskalkulation.
Listeneinkaufspreis
Der Listeneinkaufspreis ist der Preis eines Lieferanten, der für gewöhnlich gelistet ist, das heißt der meist in Listen oder Katalogen aufgeführt wird und für alle Einkäufer gleich ist. Beispiel: Der Listeneinkaufspreis ist in unserem Beispiel auf 130,00 € gesetzt. Der Lieferer kann nicht günstiger anbieten.
Liefererrabatt
Ein Rabatt vom Lieferer ist ein Preisnachlass, der dem Einkäufer gewährt werden kann. Weiterhin ist der Rabatt abhängig von der eingekauften Menge der Beschaffung. Wenn vom Großhandel eingekauft wird kann auch ein genereller Rabatt für Wiederverkäufer eingeräumt sein.
- Die Formel: Listeneinkaufspreis * Rabattsatz / 100 = Liefererrabatt
- Die Rechnung: 130,00 € * 30 / 100 = 39,00 €
Zieleinkaufspreis
Beim Zieleinkaufspreis handelt es sich um den Preis, der zu zahlen wäre, wenn ich innerhalb des vereinbarten Ziels, zum Beispiel 30 Tage, zahlen würde.
- Die Formel: Listeneinkaufspreis – Rabatt = Zieleinkaufspreis
- Die Rechnung: 130,00 € – 39,00 € = 91,00 €
Liefererskonto
Beim Skonto vom Lieferer handelt es sich um einen Preisnachlass für vorzeitige Zahlung. Dieser kann abgezogen werden, wenn die Bedingungen eingehalten werden.
Beispiel: So kann zum Beispiel in den Zahlungsbedingungen festgelegt sein, dass bei vorzeitiger Zahlung innerhalb 10 Tagen ein Skonto für den Einkauf in Höhe von 3 % abgezogen werden kann. Der Skonto wird berechnet vom Zieleinkaufspreis.
- Die Formel: Zieleinkaufspreis * Skontosatz / 100 = Bareinkaufspreis
- Die Rechnung: 91,00 € * 3 / 100 = 2,73 €
Bareinkaufspreis
Der Bareinkaufspreis wird vom Zieleinkaufspreis berechnet und ist gekürzt um den vereinbarten Skonto.
- Die Formel: Zieleinkaufspreis – Skonto = Bareinkaufspreis
- Die Rechnung: 91,00 € – 2,73 € = 88,27 €
Bezugskosten
Die Bezugskosten bestehen meist aus Frachtkosten, Zölle sowie der Transportversicherung. Die Bezugskosten werden zum Bareinkaufspreis gerechnet und bilden somit den Bezugspreis.
Das Beispiel: Die Bezugskosten betragen in unserem Beispiel 3,00 € pro Stück.
Bezugspreis oder Einstandspreis
Der Bezugspreis ist der Preis, den der Einkauf einer Unternehmung aufbringen muss, um die Ware oder die Produkte zu beziehen bzw. bis die Waren bei uns ist.
- Die Formel: Bareinkaufspreis + Bezugskosten = Bezugspreis
- Die Rechnung: 88,27 € + 3,00 € = 91,27 €
Handlungskostenzuschlag
Der Handlungskostenzuschlag (HKZ) ist ein Prozentsatz, welche auf den Bezugspreis aufgeschlagen wird. Der HKZ beinhaltet die Kosten der gewöhnlichen Handelstätigkeit und beinhaltet z. B. die Personalkosten, die Miete, die Ladeneinrichtung sowie andere Kostenarten der Kostenrechnung.
- Die Formel: Bezugspreis * HKZ / 100
- Die Rechnung: 91,27 € * 26 / 100 = 23,72 €
Selbstkosten
Die Selbstkosten sind die Kosten, welche für den Vertrieb der Waren bzw. Produkte anfallen. Die Selbstkosten sind also die Summe der Handlungskosten und der Bezugspreis der Ware.
- Die Formel: Bezugspreis + HKZ
- Die Rechnung: 91,27 € + 23,72 € = 115,00 €
Die Selbstkosten betragen in obigem Beispiel 115,00 € und bilden den ersten wichtigen Wert für die Differenzkalkulation.
Differenzkalkulation rückwärts berechnen
Jetzt folgt die Rückwärtskalkulation vom Nettoverkaufspreis bis zum Barverkaufspreis.
Listenverkaufspreis oder Nettoverkaufspreis
Der Listenverkaufspreis bzw. Nettoverkaufspreis bei der Rückrechnung ist bereits vorhanden, da wir am Ende den Listeneinkaufspreis berechnen wollen. Dieser Preis ist der Nettopreis, welche meist in Katalogen für Wiederverkäufer oder im Großhandel ausgezeichnet ist. Für Endverbraucher ist jedoch der Bruttoverkaufspreis inklusive Umsatzsteuer auszuweisen.
- Das Beispiel: Der Listenverkaufspreis beträgt 200,00 €.
Kundenrabatt bei der Differenzkalkulation
Der Rabatt für den Kunden ist ein Nachlass welcher auf den Zielverkaufspreis aufgeschlagen wird. Bei der Vorwärtsrechnung wurde der Kundenrabatt im Hundert gerechnet. Dies entfällt bei der Kalkulation rückwärts. Hier wird vom Hundert gerechnet. Siehe hierzu auch die einfache Prozentrechnung.
Beispiel: Ein Kunde bekommt 30 % Rabatt! Hier müssen wir den Nettoverkaufspreis auf 100 % setzen, damit der Zielverkaufspreis berechnet werden kann.
- Die Formel: Nettoverkaufspreis * Rabattsatz / 100
- Die Rechnung: 200,00 * 30 / 100 = 60,00 €
Zielverkaufspreis
Beim Zielverkaufspreis handelt es sich um den Preis, der zu zahlen wäre, wenn der Kunde innerhalb des vereinbarten Ziels, z. B. 30 Tage, zahlen würde. Das bedeutet wir bilden die Differenz zwischen Nettoverkaufspreis sowie dem Kundenrabatt.
- Die Formel: Nettoverkaufspreis – Kundenrabatt = Zielverkaufspreis
- Die Rechnung: 200,00 € – 60,00 € = 140,00 €
Kundenskonto
Der Skonto für den Kunden ist ein Preisnachlass und wird unseren Kunden bei vorzeitiger Zahlung gewährt. Wichtig hierbei ist, dass wir bei Gewährung des Skontos auf 100 rechnen.
Beispiel: Ein Kunde soll 2 % Skonto im Verkauf erhalten! Hier müssen wir den Zielverkaufspreis bei der Kalkulation rückwärts auf 100 % setzen, damit der Barverkaufspreis berechnet werden kann. Der Skonto wird vom Zielverkaufspreis abgezogen, damit wir den Barverkaufspreis erhalten.
Anmerkung: Sollte eine Provision für einen Vertreter enthalten sein, so werden der Skonto und die Provision zuerst addiert. Danach wird mit dem gesamten Wert zurück gerechnet.
- Die Formel: Zielverkaufspreis * (Kundenskonto + Provision) / 100 = Skontobetrag
- Die Rechnung: Skonto + Provision: 140 * 4 / 100 = 5,60 €
Barverkaufspreis
Der Barverkaufspreis bildet sich aus der Differenz von Zielverkaufspreis sowie Skonto und Provision.
- Die Formel: Zielverkaufspreis – (Kundenskonto + Provision) = Barverkaufspreis
- Die Berechnung: 140,00 € – 5,60 € = 134,40 €
Der Barverkaufspreis beträgt in obigem Beispiel 134,40 € und bildet den zweiten wichtigen Wert für die Differenzkalkulation.
Rentabilität, Verlust oder Gewinn berechnen mit der Differenzkalkulation
Um nun die Rentabilität des Produktes bzw. den Gewinn oder Verlust zu berechnen, wird einfach die Differenz zwischen dem Barverkaufspreis sowie den Selbstkosten gezogen.
- Die Formel: Barverkaufspreis – Selbstkosten = Gewinn / Verlust
- Die Rechnung: 134,40 € – 115,00 € = 19,40 €
Bei dieser Rechnung entsteht ein Gewinn von 19,40 €, somit könnte sich eine Anschaffung des Produktes bzw. der Ware lohnen.
Prozentsatz für den Gewinnzuschlag
Um den Prozentsatz für den Gewinnzuschlag zu berechnen, teilen wir den Gewinn durch die Selbstkosten, da diese die Basis bildet für den Zuschlag.
- Die Formel: Gewinn / Selbstkosten * 100 = Gewinnzuschlagsatz
- Die Rechnung: 19,40 € / 115,00 € * 100 = 16,87 % bzw. gerundet 17,00 % in obigem Beispiel.
Berechnung von Gewinn oder Verlust
Gewinn oder Verlust sind also abhängig von den Selbstkosten und dem errechneten Barverkaufspreis. Folgende Merksätze sollen Sie daran erinnern:
- Gewinn = Barverkaufspreis > Selbstkosten
- Verlust = Barverkaufspreis < Selbstkosten
Differenzkalkulation als Schema für Excel kostenlos downloaden
Excel bietet sich sehr gut an, um die Berechnung der Differenzkalkulation vorzunehmen. Hier finden Sie eine Excel Vorlage mit der Kalkulation im Handel. Bedenken Sie nur den Listeneinkaufspreis und den Nettoverkaufspreis zu verändern oder die Prozente, denn der Rest kalkuliert sich von alleine.
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