Ausbildung – Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft: Aufgaben, Ausbildungsinhalte, Voraussetzungen, Dauer, Vergütung und Zukunftsperspektiven
Die Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft gehört zu den vielseitigsten und gefragtesten Berufen im Gesundheitswesen. Sie bereitet angehende Fachkräfte auf zentrale Aufgaben vor, wie die Betreuung und Pflege von Patienten in verschiedenen Einrichtungen, sei es im Krankenhaus oder in der Altenpflege.
In diesem Beitrag erfahren Sie mehr über die wesentlichen Ausbildungsinhalte, die Voraussetzungen für den Einstieg, die Dauer und die Vergütung der Ausbildung sowie die vielversprechenden Zukunftsperspektiven, die Ihnen nach Abschluss offenstehen. Nutzen Sie die Chance, einen entscheidenden Beitrag zur Gesundheit und Lebensqualität anderer Menschen zu leisten!
Inhaltsverzeichnis
Pflegefachkräfte in unserer Gesellschaft
Examinierte Pflegefachkräfte sind eine zentrale Säule unseres Gesundheitssystems. Wie die Bundesagentur für Arbeit mitteilt, waren 2023 in Deutschland knapp 1,7 Millionen Pflegekräfte sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Die überwiegende Mehrheit (64 Prozent) der Stellen in diesem Berufsbereich richtet sich an examinierte Pflegefachkräfte.
Das Berufsbild bietet nicht nur die Möglichkeit, Menschen in schwierigen Lebenslagen zu unterstützen, sondern auch vielfältige Karriereperspektiven. Die Arbeit als examinierte Pflegefachkraft erfordert eine breite fachliche Kompetenz und Stärken im sozialen Bereich.
Im Folgenden erhalten Sie einen Überblick über die Ausbildung, die Aufgaben und die beruflichen Perspektiven in diesem wichtigen Berufsfeld.
Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft im Überblick
Die Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft ist im Pflegeberufegesetz geregelt, das 2020 eine umfassende Reform durchlaufen hat. Die bis dahin verfolgten Ausbildungszweige im Pflegebereich wurden modernisiert und in eine zukunftsfähige und qualitativ hochwertige Pflegeausbildung übergeleitet.
Pflegeberufegesetz
Die neue Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft vereint die drei Fachrichtungen der Gesundheits- und Krankenpflege, der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege und der Gesundheits- und Altenpflege. Mit der Reform wurden die bisher im Altenpflegegesetz und im Krankenpflegegesetz getrennt geregelten Pflegeausbildungen im neuen Pflegeberufegesetz zusammengeführt. Der neue generalistische Ansatz bietet die Möglichkeit, sich später in einem bestimmten Bereich zu spezialisieren oder flexibel in unterschiedlichen Pflegebereichen zu arbeiten.
Auszubildende, die nach den ersten beiden Ausbildungsjahren den generalistischen Ausbildungsweg auch im dritten Ausbildungsjahr weiterverfolgen, erwerben den staatlich anerkannten Berufsabschluss „examinierte Pflegefachfrau“ oder „examinierter Pflegefachmann“.
Seit dem 1. Januar 2020 ist das Pflegeberufegesetz als einzige Grundlage der Ausbildung im Pflegebereich an die Stelle des Altenpflegegesetzes und des Krankenpflegegesetzes getreten. Die beiden früheren Ausbildungsgesetze sind zum 31.12.2020 außer Kraft getreten. Auszubildende, die vor der Reform in ein Ausbildungsverhältnis eingetreten waren, dürfen ihre Ausbildung übergangsweise bis zum 31.12.2020 noch nach den alten Regelungen abschließen.
Aufgaben examinierter Pflegefachkräfte
Das Berufsbild der examinierten Pflegefachkraft umfasst nicht mehr nur die Aufgaben rund um Pflege und Betreuung hilfebedürftiger Menschen. Ausgebildete Pflegefachkräfte sind auch qualifizierte Ansprechpartner für die Beratung pflegebedürftiger Menschen und ihrer Angehörigen und unterstützen die Aus- und Weiterbildung von Beschäftigen im Pflegebereich durch Anleitungen und Schulungen.
Zu den Aufgaben examinierter Pflegefachkräfte gehören im Detail:
- Grundpflege: Unterstützung der Patienten bei der Körperpflege, Ernährung und Mobilität. Dazu gehören Tätigkeiten wie Waschen, Ankleiden, Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme und beim Toilettengang.
- Behandlungspflege: Durchführung medizinischer Maßnahmen nach ärztlicher Anordnung. Dazu gehört das Sortieren, Dosieren und Verabreichen von Medikamenten, das Anlegen von Verbänden, das Wundmanagement, Messen von Vitalwerten wie Blutdruck und Puls sowie die Durchführung von Injektionen.
- Pflegedokumentation: Sorgfältige und präzise Dokumentation aller Pflegemaßnahmen und Beobachtungen. Diese Dokumentation ist entscheidend für die Qualitätssicherung und die Abstimmung im Pflegeteam. Auch auf die Anpassung ärztlicher Verordnungen kann eine lückenlose und detaillierte Pflegedokumentation Einfluss haben.
- Beratung und Betreuung: Persönliche Betreuung und Beratung der Patienten sowie deren Angehörigen, insbesondere in schwierigen Lebensphasen. Dazu gehört auch die Anleitung zu gesundheitsförderndem Verhalten und die Unterweisung in Maßnahmen, die infolge einer Erkrankung oder eines Unfalles zur Förderung des Genesungsprozesses erforderlich sind.
- Organisation und Koordination: Planung und Koordination des Pflegealltags, Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen wie Ärzten, Therapeuten und Sozialarbeitern, um eine ganzheitliche Versorgung der Patienten sicherzustellen.
- Anleitung und Schulung: Ausbildung und Anleitung von Pflegehilfskräften und neuen Pflegefachkräften sowie die Begleitung von Auszubildenden während ihrer praktischen Ausbildungsbereiche.
Voraussetzungen für die Ausbildung
Für die Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft müssen Interessierte bestimmte schulische und persönliche Voraussetzungen mitbringen:
Schulische Voraussetzungen:
Für die Ausbildung ist ein mittlerer Schulabschluss (Realschule) erforderlich. Alternativ reicht ein Hauptschulabschluss, wenn zusätzlich eine mindestens zweijährige abgeschlossene Berufsausbildung oder eine abgeschlossene Ausbildung als Pflegehelfer nachgewiesen werden kann.
Persönliche Voraussetzungen:
Einfühlungsvermögen: Die Fähigkeit, sich in die Lage der Patienten hineinzuversetzen, ist unerlässlich. Sie müssen mitfühlend auf die Bedürfnisse der Patienten reagieren und sie emotional unterstützen können.
Verantwortungsbewusstsein: In diesem Beruf tragen Sie eine große Verantwortung für die Gesundheit und das Wohlbefinden Ihrer Patienten. Sorgfältigkeit und ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein sind daher unerlässlich.
Belastbarkeit: Körperliche und psychische Belastbarkeit sind im Pflegeberuf entscheidend, da Sie täglich mit schwer kranken oder pflegebedürftigen Menschen arbeiten und dabei auch in stressigen Situationen einen klaren Kopf bewahren müssen.
Kommunikationsfähigkeit: Eine klare und verständliche Kommunikation ist in der Pflege essenziell, sowohl im Team als auch im Umgang mit Patienten und deren Angehörigen.
Teamfähigkeit: Die Pflege und Betreuung hilfebedürftiger Menschen ist Teamarbeit. Sie müssen in der Lage sein, eng mit anderen Pflegekräften, Ärzten und Therapeuten sowie mit Angehörigen zusammenzuarbeiten.
Dauer der Ausbildung
Die Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft dauert regulär drei Jahre. Diese Zeit kann unter bestimmten Umständen verkürzt werden, etwa bei einer bereits absolvierten Ausbildung in einem pflegerischen oder medizinischen Bereich.
In den ersten zwei Ausbildungsjahren absolvieren alle Auszubildenden eine generalistische Pflegeausbildung. Im dritten Ausbildungsjahr ist eine Spezialisierung möglich. Die geschützte Berufsbezeichnung „examinierte Pflegefachfrau“ oder „examinierter Pflegefachmann“ wird allerdings nur erworben, wenn auch im dritten Ausbildungsjahr der generalistische Ausbildungsweg beibehalten wird.
Inhalte und Tätigkeiten
Die Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft gliedert sich in theoretische und praktische Ausbildungsinhalte. Die theoretische Ausbildung umfasst etwa 2.100 Stunden. Diese Unterrichtseinheiten finden an einer Pflegeschule statt und vermitteln das notwendige Fachwissen für den Pflegeberuf. Die praktische Ausbildung umfasst etwa 2.500 Stunden und erfolgt in verschiedenen pflegerischen Einrichtungen. Diese Praxiseinsätze ermöglichen es Ihnen, das theoretische Wissen in der Praxis anzuwenden und zu vertiefen.
Theoretische Inhalte
- Pflegewissenschaft und Pflegepraxis: Sie erlernen die Grundlagen der Pflege, einschließlich der Erstellung von Pflegeplänen, Pflegediagnosen und die Dokumentation von Pflegemaßnahmen. Wichtige Konzepte der Pflegewissenschaft werden vermittelt, um eine evidenzbasierte Pflegepraxis zu gewährleisten.
- Anatomie und Physiologie: Hier erhalten Sie ein tiefes Verständnis der menschlichen Körperstrukturen und -funktionen. Das Wissen über den Aufbau des Körpers und seine Funktionsweisen bildet die Grundlage für das Verständnis von Krankheitsverläufen und Genesungsprozessen sowie Möglichkeiten der Unterstützung.
- Krankheitslehre und Pathophysiologie: In diesem Bereich beschäftigen Sie sich mit den häufigsten Erkrankungen und deren Auswirkungen auf den Körper. Sie lernen, Symptome zu erkennen, zu bewerten und entsprechende pflegerische Maßnahmen zu ergreifen.
- Pharmakologie: Sie erhalten Kenntnisse über Medikamente, deren Wirkungen, Nebenwirkungen, mögliche Kontraindikationen und die korrekte Verabreichung. Sie lernen, wie Medikamente sicher und nach Medikamentenplan verabreicht und überwacht werden.
- Rechts- und Berufskunde: Hier werden Ihnen die rechtlichen Grundlagen der Pflege, ethische Fragestellungen sowie die Rechte und Pflichten von Pflegefachkräften vermittelt. Zudem wird der Umgang mit Datenschutz und Schweigepflicht thematisiert.
- Sozial- und Gesundheitswissenschaften: Dieser Bereich deckt die psychosozialen Aspekte der Pflege ab. Themen wie Kommunikation, Beratung, Gesundheitsförderung und Prävention sind hier zentral.
Praktische Inhalte
- Stationäre Pflege: Einsätze in Krankenhäusern, in denen Sie Patienten in unterschiedlichen Fachbereichen wie Chirurgie, Innere Medizin oder Geriatrie pflegen. Hier erlernen Sie die Durchführung verschiedenster individuell angepasster Pflegemaßnahmen und die Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen.
- Langzeitpflege: In Pflegeheimen betreuen Sie ältere Menschen, oft mit chronischen oder altersbedingten Erkrankungen. Sie lernen, wie man ihre Lebensqualität und ihre Teilhabe am Alltag trotz gesundheitlicher Einschränkungen erhalten und verbessern kann.
- Ambulante Pflege: Sie pflegen und unterstützen Patienten in ihrem häuslichen Umfeld dabei, ihren Alltag trotz gesundheitlicher Einschränkungen möglichst selbstbestimmt und mit einem hohen Umfang an Lebensqualität und Teilhabe zu gestalten. Für Patienten mit umfangreichen gesundheitlichen Einschränkungen stellen sie eine adäquate Versorgung in allen pflegerelevanten Bereichen sicher.
- Spezialisierte Pflege: Einsätze in speziellen Fachbereichen wie der Intensivpflege oder der Palliativpflege bieten die Möglichkeit, sich mit hochkomplexen Pflegeanforderungen auseinanderzusetzen.
Während der praktischen Ausbildung werden Sie von erfahrenen Pflegefachkräften betreut und angeleitet. Diese begleiten Sie bei der Umsetzung des Gelernten in die Praxis und unterstützen Sie in der Entwicklung Ihrer pflegerischen Kompetenzen.
Weiterbildungsmöglichkeiten
Eine Tätigkeit im medizinischen Bereich ist mit ständigem Lernen verbunden. Neue medizinische Erkenntnisse können bestehende Annahmen und Grundvoraussetzungen in den medizinisch angelehnten Berufen immer wieder neu bewerten und anpassen. Das Berufsbild der examinierten Pflegefachkraft ist deshalb an die ständige Bereitschaft geknüpft, sich beruflich weiterzubilden und neue Erkenntnisse und Wissensbereiche in die alltägliche Arbeit zu integrieren.
Nach ihrem erfolgreichen Abschluss steht examinierten Pflegefachkräften deshalb ein breites Spektrum an Weiterbildungsmöglichkeiten zur Verfügung. Darüber können Pflegefachkräfte sich in ihrer Tätigkeit stärker spezialisieren oder sich breiter aufstellen und damit ein vielfältigeres Einsatzgebiet abdecken. Der Pflegedienst Hessen-Süd informiert auf seiner Internetseite über Einsatz- und Weiterbildungsmöglichkeiten für examinierte Pflegekräfte.
Häufig gewählte Bereiche für eine weiterbildende Spezialisierung sind
- Intensivpflege: Weiterbildung zur Pflege von Patienten auf Intensivstationen, die eine besonders intensive Überwachung und Pflege benötigen.
- Palliativpflege: Spezialisierung auf die Pflege und Betreuung von unheilbar kranken Menschen mit dem Ziel, deren Lebensqualität zu verbessern und sie in der letzten Lebensphase zu begleiten ist Aufgabe des Palliative Care.
- Geriatrie: Spezialisierung auf die Pflege älterer Menschen, insbesondere solche mit komplexen gesundheitlichen Problemen.
- Pflegemanagement: Weiterbildung, um leitende Positionen in Pflegeeinrichtungen zu übernehmen, einschließlich der Organisation und Leitung von Pflegeteams.
- Praxisanleitung: Eine Weiterbildung zum Praxisanleiter oder zur Praxisanleiterin, um Auszubildende in der Pflege anzuleiten und zu betreuen.
- Studium: Sie können ein Studium in Pflegewissenschaften, Pflegemanagement oder einem verwandten Bereich absolvieren, um weiterführende Fachkenntnisse zu erwerben und Ihre Karrierechancen zu erhöhen.
Verdienstmöglichkeiten als examinierte Pflegefachkraft
Das Gehalt als examinierte Pflegefachkraft variiert je nach Region, Einrichtung, Berufserfahrung und zusätzlichen Qualifikationen. In der Regel liegt das Einstiegsgehalt bei etwa 2.500 bis 3.000 Euro brutto im Monat.
Mit zunehmender Berufserfahrung und Spezialisierungen können die Verdienstmöglichkeiten steigen. In leitenden Positionen oder bei Übernahme von Spezialaufgaben kann das Gehalt auf bis zu 4.000 Euro brutto oder mehr ansteigen. Hinzu kommen mögliche Zuschläge für Schichtarbeit, Wochenenddienste und Feiertagseinsätze.
Berufsbild in der Zukunft
Das Berufsbild der examinierten Pflegefachkraft wird auch in Zukunft von großer Bedeutung sein. Der demografische Wandel führt zu einem zunehmenden Bedarf an qualifizierten Pflegekräften. Dies sichert Ihnen langfristig eine hohe Arbeitsplatzsicherheit und ein breites Beschäftigungsfeld.
Gleichzeitig wird die Pflege durch technologische Innovationen und die Digitalisierung verändert. Künftige Pflegekräfte werden verstärkt mit modernen Technologien arbeiten, die Pflegeprozesse unterstützen und erleichtern. Dies eröffnet neue Tätigkeitsfelder und erfordert kontinuierliche Weiterbildung, um mit den Entwicklungen Schritt zu halten.
Weiterführende Informationen im Netz:
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